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14.06.2009

Gedankenpflege

Work Life Balance, ein Schlagwort, das nicht tot zu kriegen ist, für mich aber in keinster Weise einen Sinn macht. Erstens bin ich ein ganzer Mensch, nicht mal nur das eine und dann nur das andere, und zweitens kann nicht das Gegenteil von Leben Arbeit sein. Arbeit ist Teil des Lebens und dann noch ein sehr wichtiger, schliesslich nimmt er – und dies wohl bei mir ganz besonders – einen grossen Teil der Zeit des Wachzustands in Anspruch. Balance an und für sich ist gut, aber Balance im Innern, Ausgeglichenheit, Übersicht, Fairness, Toleranz, Eigenkritikfähigkeit. Es geht mir aber nicht so sehr um Work Life Balance in diesem Beitrag, sondern viel mehr um die Verknüpfung des Inhalts mit insign.
Ich empfehle allen, mit und ohne Familie, den Podcast von Reinhold Stritzerlberger, der da heisst (und so im iTunes Store gefunden werden kann) “Das Abenteuer Familie”. Noch habe ich erst ein Dutzend Folgen gehört, bin aber sehr begeistert. Nicht, dass ich mich jeder Meinung Stritzelbergers anschliessen würde, sondern weil der Mann gut denkt, Gedanken zu Ende führt, spannende Konklusionen schliesst und wissenswertes Know-how aus unterschiedlichen Fachrichtungen treffsicher platziert.
Es tut gut, einem rund zwanzig Minuten zuzuhören, der über einzelne Worte und deren Tragweite sinniert. Einer, der sein Leben so eingerichtet hat, dass er Zeit dazu hat, es zu hinterfragen und es auf eine Weise zu modellieren, damit es mit seinen Ideen und Vorstellungen auch wirklich kompatibel ist. Natürlich können wir alle über die einzelnen Themen sprechen, schliesslich sind sie im Grunde trivial, dennoch aber bringt er es gemütlich und nicht weniger gekonnt auf den Punkt. Wie bildet man Vertrauen? Wo sind die Unterschiede von Vertrauen in der Familie und im sonstigen Umfeld? Was passiert mit seinem Gegenüber, wenn man ein Versprechen nicht einlöst? Wohin führen Aussagen mit später, bald, immer und anderen Worten, die gefährlicher als Waffen unser Gegenüber verletzen können?
Natürlich geht’s um Familien, darum bin ich ja auch drauf gestossen, aber dann eben doch nicht, ganz sicher nicht nur. Es geht in erster Linie um Beziehungen, um Menschen; Menschen, wie sie auch überall an den Arbeitsplätzen sitzen. Und es tut vermutlich jedem und jeder gut, mal wieder einem kleinen Gedanken zu folgen, bis er auch wirklich fertig gedacht ist. Ob Stritzelberger seinem Sohn einen iPod-Movie-Abend verspricht, den iPod vergisst und dann nochmals ins Büro flitzt, weil er sein Versprechen halten will, oder ob der Personalchef seinen Mitarbeiter zurückruft, wenn der nach ihm fragte und zugesichert bekam, dass er in 15 Minuten zurückgerufen werde, sind einerlei: Es geht um Menschen, die miteinander in Beziehung stehen und die sich in welcher Form auch immer auf einander wollen verlassen können, damit sie gemeinsam höhere Ziele erreichen. Ich bin überzeugt, dass jede Hörerin und jeder Hörer sich etwas aus diesen Gedanken nehmen kann, ein Beispiel mit auf den Weg bekommt, das sofort angewendet werden kann. Man spürt dabei die grosse Erfahrung Stritzelbergers, der nicht nur Freude hat, an dem was er tut, sondern wirklich sinnvollen, differenzierten Input geben will, wie man sich beispielsweise weiterentwickeln kann. Stritzelberger leitet Seminare zu diesen Themen und kann auch davon spannende Anekdoten einflechten.
In einer Zeit der totalen Fixiertheit auf Äusserlichkeiten tut’s einfach gut, wieder mal zu denken, inneren Werten Raum zu schenken und wichtige Synapsen in Bewegung zu halten. Mit Freude empfehle ich darum diesen Podcast allen mit und ohne Familie und geniesse es, Gedanken zu teilen, die trotz Twitterboost mehr als 140 Zeichen weit reichen.
Im iTunes Store hat der Podcast die Wertung 5 von 5 Sternen durch Rezensionen erhalten.